Inhalt
Das Wichtigste zusammengefasst
- Life Coaching ist ein begleiteter Reflexions- und Entwicklungsprozess, der durch offene Gespräche, gezielte Fragen und Resonanz unterstützt wird.
- Coach und Coachee arbeiten auf Augenhöhe – respektvoll, wertschätzend, eigenverantwortlich.
- Inhalte und Ziele bestimmten die Coachees selbst; ein:e Coach begleitet den Weg, ohne Ratschläge oder feste Lösungen vorzugeben.
- Coaches benötigen keine gesetzliche Zulassung, eine fundierte Ausbildung an zertifizierten Instituten sichert jedoch die Qualität.
- Bei seriösen Coaches ist das Kennenlernen immer kostenfrei. Es werden keine Vorabzahlungen verrlangt und die Prozesslänge ist flexibel.
Was tut ein:e Life Coach genau?
Ein:e Life Coach führt gesprächsrhetorisch durch das Coaching. Der Inhalt eines Coachings wird vollständig durch die Coachees, die mit einem Anliegen oder einem Problem in ein Coaching kommen, bestimmt.
In der Gestaltung des Gesprächsraums zwischen Coach und Coachee kommt es im systemischen Coaching insbesondere auf die Haltung der Coaches an.
Die Haltung im Gespräch ist respektvoll, offen, wertschätzend und anerkennend. Gemeinsam erfolgt eine Erkundung der bisherigen Ist-Situation, die die Coachees dazu veranlasst hat, einen Wunsch nach Reflexion, eigener Wahrnehmung und/oder Veränderung zu entwickeln. In diesem Prozess werden die Coachees von den Coaches begleitet. Durch gezielte Fragestellungen, Spiegelungen des Gesagten und angemessen zur Verfügung gestellte eigene Wahrnehmungen wird dabei der Prozess von den Coaches gezielt geleitet. Alle Coaching-Gespräche erfolgen vertrauensvoll, auf Augenhöhe, in Eigenverantwortung, mit interessiertem Blick auf geschilderte Gegebenheiten und einer Art Forschergeist.
Die Coaches erhalten durch die Schilderungen der Coachee einen ersten Eindruck und kann aus den gewählten Erzählungen erste Annahmen entwickeln, die im weiteren Gespräch von der Coachee als zutreffend oder unzutreffend evaluiert werden.
Gibt ein:e Coach Ziele vor?
Es kommt vor, dass Coachees in einem Coaching zunächst nicht genau benennen können, wohin „die buchstäbliche Reise“ gehen soll. Keine Sorge – hier werden die Coachees mit entsprechenden Fragestellungen bei der eigenständigen Zieldefinition unterstützt. Gerade in dieser Prozessphase ist es oft die Kunst des aufmerksamen und aktiven Zuhörens, die für viele Coachees bereits zu diesem Zeitpunkt des Coachings eine besondere Hilfestellung und einen Unterschied zu vielen bisher erfolglos verlaufenen Gesprächen darstellt. Aus dieser Phase wird auch eine besondere „Ziel-Energie“ mit in den weiteren Prozessverlauf sowie in die Formulierung eines Coaching-Auftrages genommen. Der Fokus auf die Zielfindung und die zielorientierte Ausrichtung der weiteren Arbeit ist eines der Kernelemente im systemischen Coaching.
Der zielorientierte weitere Verlauf des Coaching-Prozesses wird individuell auf den Menschen und das Anliegen angepasst gestaltet. Die Coachees entscheiden dabei, mit welchem Aspekt sie beginnen wollen, woran genau gearbeitet werden soll und auch, welche von der Coach vorgeschlagenen Methoden zum Einsatz kommen. Alle Spiegelungen, jede mögliche Umdeutung, zur Verfügung gestellte Annahmen, Perspektiven oder Ideen werden dabei im Coaching von den Coaches angemessen als Angebote formuliert. Die Coachees entscheiden, welche Angebote als passend empfunden werden und welche Angebote angenommen und weiterverfolgt werden.
Ein:e Coach hilft nicht dabei, zu ergründen warum die Tür bisher verschlossen war. Sie unterstützt dabei eine Idee zu bekommen, was sich hinter der Tür befinden könnte sowie dabei, einen passenden Schlüssel zu finden.
Ein:e Life Coach leitet durch den Coaching Prozess, hört aktiv zu, stellt Fragen, stellt Spiegelungen, Methoden und Ihre Wahrnehmung zur Verfügung.
Coaches begleiten und unterstützen die Coachees bei ihre individuellen Zielfindung und geben dabei Raum sowie Orientierung.

Welche (systemischer) Ausbildung hat ein:e Life Coach?
Ein systemisches Coaching erfolgt unter Berücksichtigung einer Prozessstruktur, die aus Aspekten der soziologischen Systemtheorie sowie dem philosophischen Konstruktivismus besteht, welche jeweils von diversen Wissenschaftszweigen wie Biologie, Neurophysiologie, Psychologie, Kybernetik, Soziologie, Philosophie, Informatik und Medizin geprägt wurden. Ebenfalls sind Beratungsansätze wie die Organisationsentwicklung, Psychotherapie, Sozialarbeit sowie Einflüsse und Erkenntnisse der Kurzzeittherapie, in das heutige Verständnis des systemischen Coachings eingeflossen.
Die Ausbildung „systemische:r Coach“ kann in Deutschland an diversen Ausbildungsstätten und Akademien erfolgen. Sowohl der Begriff als auch der Beruf „Coach“ ist bisher nicht geschützt. Demnach kann sich zunächst erst einmal jede:r Life Coach nennen. Für die entsprechende Qualifikation ist es wichtig, die Zertifizierung der Ausbildungen unter die Lupe zu nehmen. Eine Möglichkeit dafür ist es, die Angabe von Coaching-Verbänden zu prüfen. So kann die Einhaltung entsprechender Richtlinien und Qualitätsstandards im Ausbildungssystem sichergestellt werden.
Die Ausbildung in einem solchen anerkannten Ausbildungsinstitut sollten Coaches selbstverständlich absolviert haben. Dabei erhalten angehende Coaches praxisorientiert Inhalte vermittelt und die Möglichkeit, Eigenerfahrung zu sammeln.
Wie unterscheiden sich Life Coaches von Berater:innen und Therapeut:innen?
Im Zusammenhang mit einem Coaching wird derweil auch von einer Kurzzeitberatung gesprochen, was gelegentlich zu Fragezeichen führen kann, da Coaching doch ganz ohne Ratschläge auskommt. Richtig. Daher folgt hier in Kurzform ein Vergleich, der Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede des systemischen Coachings zur Fachberatung sowie zur Therapie übersichtlich macht.
Vergleich: systemisches Coaching, Fachberatung & Therapie
Systemisches Coaching | Fachberatung | Therapie | |
---|---|---|---|
Zielsetzung | Persönliche Weiterentwicklung, Ressourcenaktivierung, Lösungsfindung | Fachliche Unterstützung bei konkreten Sachfragen oder Problemen, z. B. rechtlich, finanziell, medizinisch | Behandlung psychischer Erkrankungen, Aufarbeitung der Vergangenheit |
Fokus | Gegenwart & Zukunft, lösungsorientiert | Gegenwartsbezogen, oft lösungsorientiert mit fachlichem Fokus | Vergangenheit & Ursachen, tiefenpsychologisch oder verhaltenstherapeutisch |
Methodik | Reflexion, Perspektivwechsel, Zielfindung, Stärkung eigener Handlungsmöglichkeiten | Vermittlung von Expertenwissen, fachliche Einschätzung, konkrete Handlungsempfehlungen | Diagnostik, therapeutische Interventionen, Heilung psychischer Belastungen |
Zielgruppe | Menschen mit Veränderungswunsch, beruflichen oder privaten Herausforderungen | Menschen mit konkretem Informations- oder Unterstützungsbedarf in einem bestimmten Fachgebiet | Menschen mit psychischen Belastungen oder Erkrankungen |
Dauer & Struktur | Kurz- bis mittelfristig, individuell, frei gestaltbarer Zeitraum | Kurzfristig bis mittelfristig, abhängig vom Beratungsanlass, i.d.R. festgelegte Pakete | Oft längerfristig, strukturiert nach therapeutischen Methoden |
Gesetzliche Grundlage | Keine heilkundliche Tätigkeit, nicht krankenkassenfinanziert | Keine heilkundliche Tätigkeit, keine Krankenkassenleistung | Heilberuf, oft von Krankenkassen übernommen |
Grenzen | Keine Behandlung von Traumata oder psychischen Störungen | Keine Bearbeitung emotionaler oder psychischer Hintergründe | Diagnose & Behandlung von psychischen Erkrankungen möglich |
Überschneidungen | Selbstreflexion, Veränderungsprozesse, persönliche Entwicklung | Informationsvermittlung, Lösungsansätze, alltagsnahe Orientierung | Selbstreflexion, Veränderungsprozesse, persönliche Entwicklung |
Diese Tabelle dient der Veranschaulichung wesentlicher Punkte und hat somit keinen Anspruch auf Abbildung aller Aspekte oder der vollumfänglichen Darstellung aller Möglichkeiten aus jedem Fachbereich.
Ergänzend kann aus Erfahrungswerten berichtet werden, dass sofern von Coachees gewünscht auch Ergebnisse aus einem Coaching Prozess in einer Fachberatung (weiter-) besprochen werden können oder Ergebnisse einer Therapie in einem Coaching Prozess einfließen können. Ein Format kann somit auch in ein anderes übergehen. Ebenfalls können zwei Formate zeitgleich nebeneinander erfolgen.
Für die Auswahl eines potentiellen Formates gibt es mehrere Faktoren, die entscheidend sein können. Ist die Entscheidung für ein Coaching getroffen worden, folgt der nächste Schritt: eine:n passende:n Coach finden.
Oft schließt das Eine das Andere nicht aus.
Wie so oft in unserem Leben denken wir, dass wir die eine richtige Auswahl für uns treffen müssen. In vielen Fällen ist es jedoch ein Ausprobieren, was genau für sich in welcher Situation passt und gebraucht wird. Und oft sind es auch Kombinationen aus mehr als einem Angebot, die zum gewünschten Ergebnis führen können. Getreu des systemischen Ansatzes wäre hier womöglich also eher weniger "entweder oder" und etwas mehr "sowohl als auch" anwendbar.
Woran erkenne ich eine:n seriöse:n Life Coach?
Neben der genannten Ausbildung bei einem zertifizierten Institut gibt es weitere Anhaltspunkte – weichere Aspekte jedoch auch konkrete Punkte – die Beachtung finden sollten.
Zuallererst steht das Kennenlernen und die menschliche Passung für einen gelingenden Coaching-Prozess im Vordergrund. Das Kennenlerngespräch ist in jedem Fall kostenfrei und dient der Entscheidungsfindung.
Erst nach einer Entscheidung für die gemeinsame Arbeit wird in der Regel ein Vertrag geschlossen und die erste kostenpflichtige Coaching-Stunde vereinbart. Das Vertragswerk wird dabei bewusst schlank und gut verständlich gehalten. Es soll gern so lang wie nötig und darf dabei so kurz wie möglich sein. Sowohl als auch.
Innerhalb des Prozesses ist die Seriosität der Life Coaches daran zu erkennen, dass eine Einschätzung darüber angeboten wird, sobald ein (erster) Auftrag abgeschlossen scheint. Der Prozess wird nicht künstlich um weitere, nicht benötigte Stunden verlängert. Sollte es weitere Themen geben, die besprochen werden sollen, darf das natürlich in gemeinsamer, klarer Abstimmung und mit neuem Auftrag dafür erfolgen.
Es ist deutlich ungewöhnlich, konkrete Lösungen oder Lösungswege vorab zu vereinbaren oder zu versprechen. Jeder Prozess, jedes Ziel sowie jedes Anliegen sind so individuell wie der Mensch selbst. Im Vorfeld Zusagen zu machen, ist da, fast selbsterklärend, eher nicht ratsam.
Was hingegen zugesagt werden kann, ist die Öffnung von kommunikativen Räumen für (Selbst-)Reflexionen, Forschungs- und Erlebnisarbeit und die Unterstützung dabei.
Anzahlungen oder Vorabzahlungen sind unüblich und daher ein mögliches Anzeichen, genauer hinzuschauen. Ebenfalls eher untypisch sind Festpreise, festgelegte Mindeststunden oder die Vereinbarung einer bestimmten Prozesslänge.
Üblich ist es die Zahlungsweise vertraglich festzuhalten. Dies kann monatlich, quartalsweise oder auch nach jeder Stunde erfolgen.
Auch die Dauer eines Coaching-Prozesses und wann genau die Zusammenarbeit startet, sowie wann diese beendet werden soll, liegt im Entscheidungsbereich der Coachees.
In der Praxis ist es üblich, zum Ende einer Coaching-Stunde zu besprechen, ob und – wenn ja – wann es weitergehen wird. Jedes Mal individuell und erneut mit Bezug auf das erfolgte Gespräch.
Empfehlung: Bei der Auswahl auf eine anerkennte Ausbildung achten & eine gesunde Skepsis in Bezug auf pauschale Versprechungen haben.
Welche Schwerpunkte können Life Coaches haben?
In der Coaching-Welt wirkt es oft, als wäre alles möglich – es soll sogar Menschen geben, die Coaching als das „schweizer Taschenmesser“ bezeichnen wollen. Ich stimme dem soweit zu, dass vieles probiert werden kann und dann geschaut werden muss, was davon für die Coachees funktioniert.
Denn darum geht es, immer: Welche Richtung empfindet die Coachee als passend? Welche Methode erweist sich als hilfreich? Woran soll erweiternd oder vertiefend gearbeitet werden? Dabei ergeben sich natürlich auch auf Seiten der Coaches gewisse „Lieblingsthemen“ oder „Methoden“ sowie Herzensangelegenheiten, die dann aktiv oder ganz von allein zu einem Schwerpunktthema werden können.
Für die Auswahl von Schwerpunkten gibt es eine Vielzahl von Einflussfaktoren – Interessen, Zielgruppen, Erfahrungen, persönlicher Hintergrund etc., um nur einige davon zu benennen.
Spezialisierte und für die Coaching-Branche typische Schwerpunktthemen sind z. B.:
- Inhaltliche Schwerpunkte:
Beziehung und Kommunikation, Persönlichkeitsentwicklung, Teams & Organisationen, Beruf & Karriere etc. Methodische Schwerpunkte:
Arbeit mit Glaubenssätzen, Arbeit mit Werten, Embodiment, somatische Methoden, Aufstellungen, Arbeit mit dem inneren Team etc.Spezialisierte Zielgruppen:
Coaching für Menschen in der Lebensmitte, hochsensible oder neurodivergente Menschen, Künstlerinnen, Kreative, Frauen in Führung, Selbständige, Expats, Rückkehrer, Kulturwechselinnen etc.
Wo findet ein Coaching statt?
Coaching kann sowohl vor Ort in deiner Stadt als auch bequem online stattfinden. Wer lieber vor Ort ist, kann Coaches in der Nähe finden. Gleichzeitig bieten Online-Coachings die Möglichkeit, sich in einer vertrauten Umgebung – ganz ohne Anfahrtswege – coachen zu lassen. Beide Optionen bieten eine entspannte Atmosphäre, in der du dich auf deinen Prozess konzentrieren kannst, ohne dass der Coaching-Erfolg beeinträchtigt wird.
Warum nehmen Menschen das Angebot eines Life Coachings in Anspruch?
Für die Entscheidung sich selber ein Coaching zu „gönnen“, gibt es viele gute Gründe. Ich verwende hier bewusst die provokative Formulierung „gönnen“. In Gesprächen mit Freunden vergleiche ich ein Coaching zudem bewusst mit einem Massage Termin oder einer Maniküre – wir nehmen uns oft und gerne Zeit und investieren Geld in unsere körperliche Unversehrtheit – wieso nicht auch die gleiche Aufmerksamkeit in die (Un-) Versehrtheit unserer mentalen Gesundheit stecken?
Manchmal ist es nur ein Gefühl, „dass etwas gerade nicht mehr passt“ und manchmal sind es markante Punkte in der eigenen Biografie, die reflektiert und bewusst gestaltet werden wollen. Oft liegt dadrunter ein Wunsch, sich selber besser kennenzulernen, zu verstehen und die eigene Haltung, Abgrenzung und Entwicklung anzugehen.
Ein Coaching in Anspruch zu nehmen ist keinesfalls ein Zeichen von Schwäche oder Versagen – ganz im Gegenteil zeugt es von Mut, Stärke und Verantwortungsbewusstsein. Es geht entgegen vieler Annahmen nicht immer darum, dass etwas „nicht stimmt“ oder „verändert werden muss“ – es geht zunächst einmal darum sich Zeit zu nehmen, genauer hinzuschauen. Sich selbst zu hören. Möglicherweise neue Perspektiven zu erkennen, in Handlung zu kommen und bewusster in die Gestaltung zu gehen.
Du möchtest genauer hinschauen? Wenn Du möchtest machen wir es gemeinsam. Unverbindlich und kostenfrei – Du lernst mich kennen und wir lernen Dich (besser) kennen.
Was meinst Du?